Die Tochter des Tuchhandlers by Wilken Constanze

Die Tochter des Tuchhandlers by Wilken Constanze

Autor:Wilken Constanze
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-03T16:00:00+00:00


Ansari traf am Mittag des übernächsten Tages ein. Giorini hatte einen Wagen nach Lucca geschickt, doch der persische Medicus hatte es vorgezogen, auf seinem Pferd herzureiten. Lorenza, die über alles informiert war, ließ Ansari zuerst zu sich kommen, um sich Stärkungsmittel verordnen zu lassen.

Beatrice hatte sich damit abgefunden, dass die Wehen kamen und gingen. Jetzt stand Ansari endlich neben ihrem Bett und fühlte ihren Puls. Nachdem er ihre Hand abgelegt hatte, lächelte er. »Dass die Signora Diät halten muss, wollte sie nicht hören, also habe ich ihr beruhigende Kräuter verordnet. So weit ist Euer Zustand stabil, Beatrice, aber es steht Euch eine schwere Geburt bevor. Das Kind liegt nicht richtig und will hinaus. Hat Euch die Hebamme das schon gesagt?«

Ängstlich schüttelte Beatrice den Kopf. »Sie hat nur gesagt, dass es bald so weit ist.«

Ismail Ansari strich sich über seinen grauen Bart und horchte auf, als Schritte näher kamen. Außer Atem und mit hochrotem Kopf kam Plantilla herein, die mit dem von Giorini geschickten Wagen gefahren war. Sie verneigte sich ehrfürchtig vor Ansari und schaute in die angespannten Gesichter der Anwesenden.

Beatrice zuckte zusammen, als die Schmerzen einsetzten, rollte sich auf die Seite und zog die Beine an den Körper. Sie hörte wie durch Watte, wie Plantilla sich bei Ansari nach ihrem Zustand erkundigte und zu dem Schluss kam: »Je eher das Kind kommt, desto besser. Da bin ich ganz Eurer Meinung, Medicus. Ich werde einen Trank aufbrühen, der die Wehen verstärkt.«

Die folgenden Stunden wurden zu einem Albtraum. Die Schmerzen waren unerträglich. Manchmal hatte Beatrice das Gefühl, als schnüre sie ein eisernes Band ein. Verzweifelt setzte sie sich auf.

»Versucht, gleichmäßig zu atmen, Madonna. Ein und aus, ein und aus …« Ines streichelte ihren Rücken und war unermüdlich im Auflegen von kühlenden Tüchern. Die Zofe wischte ihr den Schweiß aus dem Gesicht und legte ihre schweißnassen Haare zurück.

»Ich kann nicht mehr!«, schrie Beatrice und weinte. »Ich will nicht mehr … Wo ist meine Mutter? Warum kommt sie nicht?« Sie schrie, bis sie heiser wurde, aus Verzweiflung, vor Schmerz und weil sie sich allein gelassen fühlte.

Lorenza hatte angeordnet, dass Ansari bei der Geburt nicht dabei sein durfte, weil er ein Mann war. Eine Geburt war Frauensache. Plantilla tat, was sie konnte, gab Beatrice einen starken Kräutertee zu trinken und tastete immer wieder ihren Bauch ab, wobei ihre Miene jedes Mal finsterer wurde.

»Es dreht sich nicht«, sagte sie zu Ines so leise, dass Beatrice es nicht hören sollte, doch deren Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft.

»Was heißt das? Warum dreht sich das Kind nicht? Macht doch etwas, damit es endlich herauskommt. Es zerreißt mich, o Gott, es zerreißt mich!«, schrie Beatrice und ließ sich vom Bett auf den Boden gleiten, wo man Decken und Kissen für sie ausgebreitet hatte.

Plantilla befahl einer Dienerin, Beatrice unter den Armen zu packen und festzuhalten. Dann drückte sie an dem geschwollenen Leib herum, bis Beatrice schrie: »Lass das! Lasst mich los!«

Sie konnte den Drang zu urinieren nicht länger unterdrücken und sah schluchzend zu, wie sich ihr Kleid verfärbte. Plötzlich gab



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